Schädliche Materialien im Haus – und gesündere Alternativen

Nora Heinz Nora Heinz
homify Living room
Loading admin actions …

Zahlreiche chemische Stoffe umgeben uns täglich in unseren Wohnungen und Häusern. In Farben, Klebern, Lacken, Kunststoffen, Teppichen und Möbeln sind schädliche Substanzen enthalten, die erwiesenermaßen gesundheitliche Gefahren mit sich bringen oder von denen noch nicht genau bekannt ist, welche Risiken, vor allem welche Langzeitrisiken, mit ihnen verbunden sind. Geht von der neuen Couch, den Stühlen oder dem Tisch ein unangenehmer Geruch aus, so ist dies meist ein Hinweis auf enthaltene, schädliche Materialien.

Welche Stoffe sind besonders giftig für uns? Wie kann man sie vermeiden und welche Alternativen gibt es? Wir werfen einen Blick auf die schädlichen Stoffe und ihre Risiken für unsere Gesundheit. Und wir haben Tipps, mit welchen Materialien und Methoden ihr gesünder wohnen könnt!

Formaldehyd: ein Umweltgift in unserem Zuhause

Ein sehr bekanntes Umweltgift ist das Formaldehyd, welches einen süßlich-stechenden Geruch besitzt. Heute ist es in Möbeln in geringerer Konzentration vorhanden als noch vor zehn Jahren, aber dennoch wird dieser umwelt- und gesundheitsschädliche Stoff weiterhin verwendet. Die Chemikalie wird als Konservierungsmittel für Farben und Lacke verwendet und ist häufig in Spanplatten, Kunstharzen und Teppichböden zu finden. Die größte Quelle sind Holzspanplatten, in denen es bis zu 25 Prozent des gesamten Materials ausmacht.

Formaldehyd gehört zu den sogenannten flüchtigen organischen Verbindungen, d. h. es verdunstet leicht und ist als Gas in unseren Innenräumen nachweisbar. Es kann Kopfschmerzen, gereizte Schleimhäute, Atembeschwerden und Allergien auslösen, und wurde von der Weltgesundheitsorganisation als krebserregend eingestuft. Um dieses Umweltgift zu vermeiden, könnt ihr folgendes tun:

– Greift auf Möbel aus Metall, Massivholz oder hochwertigem Vollholz zurück, die kein Formaldehyd enthalten. Beim Kauf könnt ihr euch von Experten beraten lassen, und von Herstellern einkaufen, die auf emissionsarme Materialien Wert legen.

– Vertraut eurer Nase und nehmt Abstand vom Kauf schlecht oder stechend riechender Möbel.

– Einige Prüfzeichen und Gütesiegel können euch beim Möbelkauf helfen, den Schadstoff größtenteils zu vermeiden. Im letzten Abschnitt dieses Ratgebers erfahrt ihr mehr dazu.

– Häufiges Lüften verbessert eure Raumluft und auch Pflanzen können Schadstoffe aus der Luft filtern.

– Wenn ihr Möbel im Frühjahr oder Sommer kauft, könnt ihr sie die ganze Jahreszeit über viel ausgiebiger bei offenen Fenstern auslüften lassen. Eventuell vorhandenes Formaldehyd und auch andere Schadstoffe entweichen dann ohne die Raumluft zu stark zu belasten.

Giftige Farben und Lacke im Haus

Eurer Gesundheit zuliebe solltet ihr Farben und Lacke mit schädlichen Lösemitteln, Weichmachern und Konservierungsstoffen so gut wie möglich meiden. Die schädlichen Stoffe können eine Vielzahl an gesundheitlichen Beschwerden und Allergien auslösen. Die Liste der schädlichen Materialien ist lang, und kaum einer wird sie alle beim Einkauf im Gedächtnis behalten können. Einige Gütesiegel, wie z. B. Der Blaue Engel oder die Schadstoffzertifikate des TÜV, weisen auf Produkte hin, die weniger schädlich sind. Mittlerweile gibt es auch Ökofarben, die auf natürliche Inhaltsstoffe setzen. Für die Umwelt und die Gesundheit sind diese oft verträglicher, sie können aber trotzdem bei einigen Menschen, zum Beispiel durch die enthaltenen Terpene, gesundheitliche Beschwerden hervorrufen.  Zu empfehlen sind beispielsweise die Möbel von Domicil, da diese weder giftige Lacke noch Farben beinhalten.

Unser Tipp lautet – Weniger ist… weniger. Beim Kauf von Farben und Lacken könnt ihr auf Gütesiegel achten, die auf einen geringen Gehalt an schädlichen Materialien hinweisen. Benutzt Farben und Lacke möglichst sparsam, und setzt euch beim Streichen so wenig es geht den Dämpfen aus. Streicht Wände bei geöffnetem Fenster und Möbel möglichst im Freien, und tragt gegebenenfalls einen Atemschutz. Lüftet Schlaf- und Wohnräume nach dem Anstrich mindestens ein oder zwei Tage bevor ihr sie wieder bewohnt.

Schädliche Klebstoffe in Möbeln – und wie man sie vermeidet

Heute wird bei der Möbelherstellung immer mehr mit Klebstoffen und Leim gearbeitet, anstatt durch Schrauben, Nieten oder Löten die Bauteile zu verbinden. Die extrem leistungsfähigen Spezialkleber für Handwerk und Industrie sind aber nicht nur mit Formaldehyd, sondern auch mit anderen giftigen Lösungsmitteln und Schadstoffen belastet. Weltweit sind 250.000 Klebstoffrezepturen bekannt und leider bergen fast alle Klebstoffe ein gesundheitsgefährdendes Potential. Die enthaltenen Lösemittel, Weichmacher, Konservierungsstoffe und weiteren chemische Verbindungen gehen als Gase in die Raumluft über und können krank machen.

Beim Möbelkauf könnt ihr den Hersteller oder Verkäufer fragen, ob und welche Klebstoffe verwendet wurden und ob diese als gesundheitsschädlich eingestuft sind. Unternehmen sind verpflichtet euch dazu Auskunft zu geben! Achtet auf vorhandene Gütesiegel und Prüfzeichen. Oder ihr kauft im Zweifelsfall Möbel, die ohne Kleber auskommen.

Teppiche: lieber auf Naturlatex, Polypropylen oder Jute setzen

Auch beim Teppichkauf seid ihr auf der sicheren Seite, wenn ihr einen Blick auf die verwendeten Materialien werft. Die Unterseite von Teppichen besteht oft aus Latex, Jute oder Kunststoffschaum. Vor allem der letztere kann mit hormonell wirksamen Weichmachern oder giftigen Flammschutzmitteln hergestellt worden sein. Auch Formaldehyd und andere flüchtige organische Verbindungen sind in vielen Teppichen vorhanden. Ein weiteres Risiko ist die Behandlung der Teppiche gegen Mottenfraß, die leider gesundheitlich sehr bedenklich ist. Hier werden verschiedene schädliche Materialien und Nervengifte eingesetzt. Die Wirkung ist umstritten, aber einige Prüfzeichen werden dennoch nur vergeben, wenn nur sehr geringe Mengen, z. B. des Nervengases Permethrin, nachgewiesen werden. Für Säuglinge und Kinder, sowie Menschen die sensibel reagieren eignen sich z. B. unbehandelte Teppiche aus Wolle, Jute, Sisal, Naturlatex, Polypropylen oder ähnlichen Materialien.

Polyethylen – synthetisch aber dennoch unschädlich

Seit der Entwicklung von Plastik, umgibt dieser Kunststoff uns täglich. Auch Möbel, Spielzeuge und Küchenutensilien werden daraus hergestellt, und leider ist nicht immer gleich erkennbar, um welche Art von Plastik es sich handelt. Obwohl Polyethylen (PE) synthetisch ist, wird es als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Wie die Belastung für die Natur aussieht, ist natürlich noch einmal eine andere Sache. Zumindest müsst ihr euch aber keine Sorgen machen, ob von Möbel und Kinderspielzeug aus Polyethylen in eurem Haushalt gesundheitliche Gefahren ausgehen. Polyethylen wird auch mit PE abgekürzt, und ist an dem Recyclingcode 02 und 04 erkennbar.

Unbedingt meiden solltet ihr aber die Plastikart PVC (Polyvinylchlorid), die durch die Zugabe von Weichmachern elastisch und formbar – aber auch äußerst giftig wird! Das Weich-PVC, auch am Recyclingcode 03 erkennbar, ist z. B. in Bodenbelägen, Tapeten und Spielzeug zu finden.

Holz mit FSC-Zertifikat

Das bekannteste Zertifikat für Holzprodukte ist wohl das FSC-Zertifikat, FSC steht hier für Forest Stewardship Council. Holz und Papierprodukte, die das FSC-Zertifikat tragen, stammen aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern. Der internationale Standard legt fest, dass nur solche Holz- und Forstwirtschaften es erhalten, die den Wald nachhaltig nutzen, bedrohte Tierarten schützen, und die Rechte von Ureinwohnern und Arbeitnehmern respektieren. Ob ein Produkt, dass das FSC-Siegel trägt, aber weniger gesundheitsschädlich ist, ist damit nicht gesagt. Es kommt darauf an, welche Farben, Lacke, Leime etc. der Hersteller eures Möbelstücks verwendet hat. Einen Beitrag für gesunde Wälder leistet ihr mit dem Kauf auf jeden Fall, aber zusätzlich solltet ihr auf weitere Gütesiegel achten, die Aufschluss über den Schadstoffgehalt geben. 

Das EU Ecolabel und andere Gütesiegel

Das EU Ecolabel ist ein in allen Mitgliedsstaaten der EU anerkanntes Umweltzeichen. Das Label wird auch Euroblume oder Europäisches Umweltzeichen genannt. Es wird nur an solche Produkte vergeben, die geringere Umweltauswirkungen besitzen als der Marktdurchschnitt – Gesundheits- und Sicherheitsaspekte eingeschlossen. Auch andere Prüfzeichen und Gütesiegel weisen darauf hin, dass Möbel und andere Produkte zwar nicht völlig frei von schädlichen Materialien sind, aber deren Gehalt immerhin unterhalb gewisser Grenzwerte liegt.

Die Vielzahl an Labeln und Siegeln heutzutage erleichtert uns als Verbrauchern den Kauf nicht unbedingt. Es lohnt sich aber auch auf ein paar weitere Kennzeichnungen zu achten: Das Zertifikat Schadstoff geprüft des TÜV Rheinland erhalten nur Möbel, deren Gehalt an Formaldehyd und anderen organischen Verbindungen unter einem festgelegten Grenzwert liegt. Das Goldene M ist ein Gütezeichen für Möbel, welches komplette Möbelstücke eingehend auf diverse Qualitäts-, Umwelt- und Emissionsstandards hin prüft. Das Umweltzeichen Blauer Engel, das vom Umweltbundesamt vergeben wird, erhalten besonders umweltschonende Produkte, die oft auch für uns weniger gesundheitsschädlich sind. Außerdem erfahrt ihr durch die Produkttests von Magazinen wie Öko-Test oder der Verbraucherorganisation Stiftung Warentest mehr über die Gesundheitsaspekte konkreter Produkte.

Habt ihr vielleicht Lust auf ganz natürliches Wohnen bekommen? Dann schaut mal hier rein, in unser Ideenbuch  Natürlich wohnen: Die 10 beliebtesten Materialien.

Need help with your home project?
Get in touch!

Highlights from our magazine